Die FDP-Wasserstoff-Deutschlandtour: Tag 3
ROCK: Es geht um Innovation, nicht Transformation
- Die Vielfalt der Möglichkeiten von der Raffinerie bis zum Netzbetreiber
HEIDE/HOLZWICKEDE – Die Wasserstoff-Tour führte René Rock am dritten Tag zuerst zur Raffinerie Heide in Schleswig-Holsten. Hier wird mit dem Projekt Westküste 100 ein spannendes Verbundprojekt zahlreicher großer Energie- und Industrieunternehmen geplant. Die Raffinerie Heide GmbH ist ein deutsches Erdölraffinerie-Unternehmen Die Raffinerie ist auf Mitteldestillat und Petrochemie ausgerichtet und stellt als Hauptprodukte Dieselkraftstoff, Heizöl, Flugturbinentreibstoff und chemische Produkte her. In Partnerschaft mit EDF Deutschland, Holcim Deutschland, OGE, Ørsted, Stadtwerke Heide, ThyssenKrupp Industrial Solutions und Thüga soll mit Offshore-Windenergie grüner Wasserstoff produziert und die dabei entstehende Abwärme genutzt werden. Im Anschluss soll der Wasserstoff sowohl für die Produktion klimafreundlicher Treibstoffe für Flugzeuge genutzt als auch in Gasnetze eingespeist werden. Bei der Treibstoffherstellung ohne fossile Brennstoffe wird unvermeidbares CO₂ aus der regionalen Zementproduktion für den Herstellungsprozess eingesetzt.
„Auch Raffinerien werden auf dem komplexen Weg zur Klimaneutralität sehen müssen, wie sie ihren Umbau gestalten. Als privatwirtschaftliches Unternehmen werden sie maßgeblich dazu beitragen, Wasserstofftechnologien für den industriellen Maßstab zu entwickeln und synthetisches Kerosin wirtschaftlich herzustellen“, unterstrich Rock während des Besuchs, bei dem ihn Vertreter der Freien Demokraten aus dem Kreis Dithmarschen begleiteten. „Die Industrie ist hier viel progressiver, auch die Politik muss Tempo machen und die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Wenn ich höre, dass das „Behördenengineering“ von allen Schritten am längsten dauert, dann behindern wir, statt zu fördern. Wir brauchen den Mut, aus Transformation, Innovation zu machen.“ Rock unterstrich die Komplexität von Forschung und Anwendungstechnik beim anspruchsvollen Weg hin zu einer carbonfreien Erzeugung von Energie. „Wir können nicht einfach den Schalter umdrehen, wir müssen vieles testen, die Kosten berechnen, prüfen, ob sich eine Technologie lohnt. Nur wenn wir die CO₂-Vermeidungskosten erfolgreich reduzieren und die neuen Technologien wirklich sicher beherrschen, werden wir erfolgreich sein. Politik muss hier begleitend unterstützen, nicht behindern.“
Bei der Westnetz GmbH in Holzwickede bei Dortmund erörterte Rock das deutschlandweit einmalige Forschungs- und Entwicklungsprojekt „H2HoWi“. 100 Prozent grüner Wasserstoff fließt erstmalig zu drei Unternehmenskunden durch eine Leitung der öffentlichen Erdgasversorgung. Der Verteilnetzbetreiber Westnetz hat dazu einen Teil des Erdgasnetzes für den Transport von H2 umgestellt. Neben den technischen Umstellungen an der Erdgasleitung sind auch Anpassungen bei den beteiligten Kunden erforderlich. Bisher auf dem Markt erhältliche Erdgas-Brennwertgeräte können reineren Wasserstoff nicht verbrennen, daher mussten neu entwickelte, wasserstofftaugliche Brennwertgeräte installiert werden.
„Jeder neue Technologieansatz zwingt uns, zu lernen und zu sehen, was möglich ist. Das Entscheidende ist allerdings, jetzt zügig CO₂ einzusparen. Der grüne Wasserstoff ist zweifelsohne auf dem Weg, aber es ist zwingend notwendig, mit grauem Wasserstoff anzufangen“, ergänzte Rock. „Die unterschiedlichsten Technologien sind auf dem Sprung, sind aber noch nicht ausgereift und die hohen Kosten stellen ein Risiko dar. Wir brauchen umgehend Deregulierung, mehr Markt und mehr Innovationen, wir brauchen für unsere Unternehmen eine vehemente Vereinfachung der Rahmenbedingungen. Das Mikromanagement der Verwaltung muss weg, stattdessen bedarf es eines einfachen Förderrahmens, der funktioniert. Die gewaltige Lücke zwischen politischer und technischer bzw. wirtschaftlicher Realität muss geschlossen werden. Wir brauchen Mut und viel Geduld, das sollten wir ehrlich zugeben.“