HAGER: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk muss sich komplett neu erfinden
Der politische Dialog im Haus an der Wendelinuskapelle
- Gesprächsforum des FDP Regionalverbands Seligenstadt zur Zukunft des ÖRR
- NONN-ADAMS: Meinungsvielfalt und Information müssen Vorrang haben
- ROCK: Schmaler Grad zwischen demokratischer Debatte und Erziehung
SELIGENSTADT – „Wohin geht der öffentlich-rechtliche Rundfunk?“ Zur Diskussion dieser Frage mit dem Intendanten des Hessischen Rundfunks (HR), Florian HAGER, haben die Freien Demokraten des Regionalverbands Seligenstadt und Vorsitzender Henning BERZ am 29. März 2023 im Rahmen des Dialogforums „Dialog im Haus an der Wendelinuskapelle“ eingeladen. Angesichts der spannenden Diskussionslage um die Reformbedürftigkeit und Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks entwickelte sich unter der Moderation von Dagmar B. NONN-ADAMS, Bürgermeisterin i.R., und gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Fraktion der Freien Demokraten im Hessischen Landtag und medienpolitischen Sprecher sowie Mitglied des HR-Rundfunkrats, René ROCK, ein lebendiges Austauschen und Ringen über den zukünftigen Weg des HR.
„Es besteht Klarheit darüber, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk, und damit auch der HR, komplett neu erfinden muss“, sagte Hager in seinem Eingangsstatement. „Wir müssen unseren Auftrag der Information, Meinungsbildung und des gesellschaftlichen Zusammenhalts in unsere schnelle Zeit hinein zeitgemäß übersetzten. Wir müssen überprüfen, wie wir die Menschen heute besser erreichen, wir müssen in Dialog treten, unsere Strukturen und Finanzen ansehen, neue digitale Ansätze und Plattformen entwickeln und technologisch durchaus mit dem ZDF eine tragfähige Infrastruktur schaffen.“
„Es ist in unserer Gesellschaft durchaus Unmut zu spüren“, konstatierte Nonn-Adams. „Können sich die Bürger heute noch in Freiheit ihre eigene Meinung bilden oder haben wir einen Tendenz- oder Befindlichkeitsjournalismus? Der öffentlich-rechtliche Rundfunk spielt als so genannte 4. Gewalt eine wichtige Informationsaufgabe und kann, auch kulturell, die ganze Meinungsvielfalt und Lebenswelt unserer Gesellschaft wiederspiegeln. Wir fragen uns, wie muss er reformiert werden, damit aus Unmut wieder das Gefühl wird, für die Gebühren auch eine Leistung zu erhalten?“
„Wir Liberale suchen den Dialog, den Diskurs um die beste Lösung, deshalb freuen wir uns sehr, heute den HR und die ARD mit dem HR-Intendanten diskutieren zu können“, bekräftigte Rock. „Wir leben in aufregenden Zeiten, in denen neue Weichen gestellt werden. Florian Hager will den HR modernisieren, das ist eine große Aufgabe.“ Rock betonte die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im demokratischen Meinungsbildungsprozess einer Gesellschaft mit schier unendlichen Informationsangeboten. „Es ist ein schmaler Grad zwischen Diskurs bzw. Debatte und Bevormundung bzw. Erziehung. Wir müssen das neu definieren, wenn wir Akzeptanz und Finanzierung bewahren wollen. Die Stärkung und Qualität der digitalen Transformation, die Optimierung der Strukturen und Zusammenarbeit, die Sicherung der Beitragsstabilität sowie die umfassende Wiedergabe der Fülle und des Reichtums unserer gesellschaftlichen Vielfalt auf der Basis von Fakten und guter Recherche wären mir wichtige Anliegen.“